Wie meine auffälligen Sneaker zu meinem Markenzeichen wurden
Moin Leute,
manche Kleidungsstücke sind einfach nur Stoff. Man zieht sie an, man trägt sie, man wäscht sie. Und dann gibt es diese Teile, die eine Geschichte erzählen. Teile, die über Jahre zu einem festen Begleiter werden und mehr über uns verraten, als wir vielleicht selbst zugeben möchten. Bei mir waren das schon immer: meine Turnschuhe.
Genauer gesagt: meine auffälligen, bunten, manchmal fast schreienden Sneaker.
Der Zaubertrick eines Schwergewichts
Wenn ich heute darüber nachdenke, warum ich auch in meinen schwersten Zeiten immer zu den buntesten Schuhen im Regal gegriffen habe, glaube ich, die ehrliche Antwort lautet: Ich wollte von meiner Figur ablenken. Es war eine Art Zaubertrick. Schaut nicht auf meinen Bauch, schaut nicht auf meine Körperfülle – schaut hier runter, auf meine Schuhe!
Meine Outfits waren oft dunkle, weite Hüllen, dazu da, mich zu verstecken. Aber meine Schuhe, die haben gefeiert. Schuhe in Neonfarben, mit auffälligen Schnürsenkeln – manchmal hatte ich sogar verschiedenfarbige Schnürsenkel am Start. Sie waren mein kleiner Funke Individualität, mein stiller Protest und eben meine Ablenkungsstrategie. Eine Strategie, die manchmal zu den schönsten Momenten führte.
Links, Rechts und ein herzhaftes Lachen
In meinem Job als Teamleiter im Hausnotruf beim DRK habe ich viel mit älteren Menschen zu tun. Eines Tages kam ich zu einer Dame, 87 Jahre alt, eine wunderbare, aufmerksame Frau. Sie musterte mich von oben bis unten, ihr Blick blieb an meinen Schuhen hängen – ich glaube, an dem Tag hatte ich einen grünen und einen gelben Schnürsenkel eingezogen.
Sie schaute mich an und fragte: „Junger Mann, warum haben Sie denn so unterschiedliche Schnürsenkel an?“
Ohne nachzudenken, schaute ich an mir herunter und sagte mit todernster Miene: „Wissen Sie, das ist, damit ich mir im Alter merken kann, wo links und wo rechts ist.“
Erst schaute die Dame etwas verdutzt. Dann blitzten ihre Augen auf, sie verstand den Scherz, und wir haben beide so herzhaft und laut gelacht, dass es eine wahre Freude war. In diesem Moment ging es nicht um mein Gewicht oder meine Figur. Es ging um meine Schuhe und einen gemeinsamen Moment des Lachens. Und wieder einmal hatte der Trick funktioniert: Ich hatte erfolgreich abgelenkt.
Und heute?
Heute, 60 Kilo leichter, trage ich immer noch fast ausschließlich Sneaker. Sie sind ein Teil von mir. Aber ich merke, dass sie nicht mehr ganz so bunt und schreiend sein müssen wie früher. Woran das liegt? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht genau. Vielleicht, weil ich nicht mehr das Gefühl habe, etwas ablenken oder verstecken zu müssen.
Die Schuhe sind nicht mehr meine Rettung oder mein Schutzschild. Sie sind einfach nur noch das, was sie sein sollten: ein bequemes Fundament und ein Teil meines Stils. Ein schönes Gefühl.
Manchmal erzählt eben ein altes Paar Turnschuhe mehr über eine lange Reise als tausend Worte.
Was ist euer „Markenzeichen“? Gibt es ein Kleidungsstück, das eine besondere Geschichte für euch hat? Erzählt mal in den Kommentaren!